Arbeit-Technik-Innovation
Wir analysieren aktuelle technologische Trends und bewerten die sich damit ergebenden neuen Prinzipien der Systemgestaltung für industrielle und dienstleistungsbezogene Arbeitsplätze. Wir beleuchten den Zusammenhang zwischen Arbeitsorganisation und Mensch-Technik-Interaktion – und wir evaluieren die Chancen und Risiken ausgewählter Technologien in Hinblick auf die Arbeitssystemgestaltung (z. B. Robotik, vernetzte Produktionstechnik und -logistik, Assistenz- und Informationssysteme). Wir identifizieren Automatisierungsdilemmata, wie beispielsweise das Risiko von Kompetenzverlust durch intelligente Automatisierung, und schlagen Lösungswege vor. Dabei beleuchten wir gesellschaftliche Wandlungsprozesse als wichtige Rahmenbedingungen für die Zukunft der Arbeit, den unternehmerischen Innovationserfolg und die volkswirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. Die Gestaltung von Arbeitssystemen als Lehr- und Lernsysteme sehen wir als einen wichtigen Ansatz für den flexiblen Erwerb und Erhalt von Kompetenzen.
Hintergrund Demografischer Wandel
In den nächsten Jahren wird die Erwerbsbevölkerung altern und bereits ab dem Jahr 2015 zurückgehen. Gleichzeitig werden vorhandene Arbeitskräftepotenziale nicht ausreichend genutzt. Nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird das volkswirtschaftliche Wachstumspotenzial in Deutschland allein aufgrund der demografischen Veränderungen in den nächsten 20 Jahren merklich sinken. Gegenwärtig bestehen laut der Bundesagentur für Arbeit bereits Personalengpässe in hochqualifizierten, vor allem technischen Berufen wie bei Maschinenbau-, Metall- und Elektrotechnikingenieuren. Zukünftig dürften Arbeitskräfteengpässe jedoch auch vermehrt in mittel- bis geringqualifizierten Berufen auftreten, wie zum Beispiel in der Gastronomie, im produzierenden Gewerbe oder im Gesundheits- und Pflegesektor.
Zukunft der Arbeit
Die fortschreitende Automatisierung der Arbeitswelt, beginnend im Produktions- über den Dienstleistungs- bis hin zum Wissenssektor, forciert Arbeitsformen, die flexibel, interaktiv, orts- und zeitungebunden strukturiert sind. Nicht nur Wertschöpfungsprozesse verändern sich, auch die Arbeitsteilungen müssen neu organisiert werden. Eine hochflexible Produktion individualisierter, digital erweiterter Produkte und Dienste folgt nun dem Paradigma einer dezentralen und zunehmend virtualisierten Organisation. Vollkommen neu ist dabei, dass auch hochqualifizierte Wissensarbeit zunehmend formalisierbar und damit auf technische Systeme übertragbar wird. Damit wandeln sich nicht nur industrielle Arbeitsplätze, sondern auch der Bereich kognitiv anspruchsvoller Tätigkeiten. Die Frage nach den Verlierern und Gewinnern im Zuge der aktuellen technischen Entwicklungen muss grundsätzlich neu diskutiert werden. Der Einsatz neuer, hoch vernetzter Technologien erhöht die Produktivität, Qualität und Ressourceneffizienz. Gleichzeitig hat er potenziell starke Auswirkungen auf die Arbeitswelt insgesamt – und spezifisch auf Formen der Arbeitsorganisation. Dies betrifft insbesondere die Qualität der Arbeit, einschließlich Faktoren wie Arbeitszufriedenheit und Gesundheit, sowie das allgemeine Qualifikationsniveau und die konkreten Qualifikationsanforderungen. Beispielsweise erlauben die rasanten technologischen Fortschritte auf den Gebieten der Robotik, Sensorik oder virtuellen Realität die Entwicklung und den Einsatz von kompetenz- und lernförderlichen Arbeitssystemen. Mensch und Technik können in einer ausgewogenen Gesamtlösung miteinander kooperieren anstatt nur in eng vorgegebenen Grenzen zu interagieren. Arbeitssysteme können damit gleichzeitig Lehr- und Lernsysteme sein, die ein kontinuierliches Lernen im Prozess der Arbeit ermöglichen.
Neue Wege der Wertschöpfung
Neue, innovative Technologien in Produktion, Fertigung und Logistik ermöglichen den wirtschaftlichen Einsatz auch hochqualifizierter und entsprechend bezahlter Arbeitskräfte. Dies schafft die Möglichkeit, die Entwicklung und Herstellung von Gütern wieder dorthin zu verlagern, wo sie nachgefragt werden. Es ergibt sich damit die Chance für die Wiedererlangung einer größeren Unabhängigkeit der industriellen Fertigung von ausländischen Importen, sodass die Wertschöpfung im Großen wie im Kleinen wieder vermehrt in Deutschland stattfinden kann. Im Bereich der Assistenz-, Informations- und Kommunikationstechnologien ergeben sich zudem neue Marktpotenziale für Produkte und Dienstleistungen im Kontext einer mehrdimensionalen Flexibilisierung der Arbeit. In hochentwickelten Industrienationen (z. B. Japan und USA) und anderen wichtigen, aufstrebenden Volkswirtschaften (z. B. Brasilien, China, Indien, Indonesien, Türkei und Südafrika) werden angesichts der dort verzögert einsetzenden demografischen Alterung und Schrumpfung Absatzmöglichkeiten für entsprechende Produkte und Dienstleistungen gesehen.
Publikationen
- Additive Fertigungsmethoden: Entwicklungsstand, Marktperspektiven für den industriellen Einsatz und IKT-spezifische Herausforderungen bei der Forschung und Entwicklung (2016)
- Akzeptanz der Industrie am Wirtschaftsstandort Deutschland - Stand der Forschung, Erfahrungen und Handlungsansätze: Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2016)
- Arbeitsmarkt und Digitalisierung: Ein neuer Ansatz zur Analyse der Beschäftigungsentwicklung in Abhängigkeit von Kenntnissen und Kompetenzen: iit perspektive 30 (2016)
- Arbeitspapier 2/2013 Zur Wirkungsanalyse des Gründerwettbewerb – IKT Innovativ: Analyse der Befragungsergebnisse des Wettbewerbsjahrgangs 2012 mit zusätzlich vergleichender Betrachtung der Jahrgänge 2011 und 2010 (2013)
- Das "Internet der Dinge". Die Informatisierung der Arbeitswelt und des Alltags: Erläuterung einer neuen Basistechnologie. Arbeitspapier, Globalisierung und Europäisierung, Nr. 176 (2009)
- Das Internet der Dinge – Basis für die IKT-Infrastruktur von morgen: Anwendungen, Akteure und politische Handlungsfelder (2010)
- Datenhoheit und Datenschutz im Zusammenhang mit Smart Services: Ein Positionspapier im Rahmen der Begleitforschung des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Technologieprogramms „Smart Service Welt I“ (2017)
- Der Wandel der Arbeitswelt in der Schweiz: Gesellschaftliche, strukturelle und technologische Entwicklungen: iit perspektive 20 (2014)
- Die Autonomik als integratives Technologieparadigma: iit perspektive 2 (2011)
- Digitale Souveränität: Bürger – Unternehmen – Staat (2017)
- Digitalisierung: Bildung – Technik – Innovation (2016)
- Digitalisierung industrieller Wertschöpfung Transformationsansätze für KMU: Eine Studie im Rahmen der Begleitforschung zum Technologieprogramm AUTONOMIK für Industrie 4.0 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (2017)
- Eigenschaften und Erfolgsfaktoren digitaler Plattformen: Eine Studie im Rahmen der Begleitforschung zum Technologieprogramm AUTONOMIK für Industrie 4.0 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2017)
- Einsatz von digitalen Assistenzsystemen im Betrieb: Forschungsbericht 502 im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (2018)
- Engineering 4.0: Grundzüge eines Zukunftsmodells: Eine Studie im Rahmen der Begleitforschung zum Technologieprogramm AUTONOMIK für Industrie 4.0 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (2016)
- Entwicklungspfade in die Zukunft der Industrie: iit perspektive 31 (2017)
- Foresight-Studie "Digitale Arbeitswelt": Forschungsbericht 463, im Auftrag des Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2016)
- Gründerinnen auf der Spur: Eine Sonderauswertung des Trendbarometers junge IKT-Wirtschaft 2015 (2016)
- iit-Trend-Monitoring: Startup-Szene (2017)
- Industrie 4.0: Volks- und betriebswirtschaftliche Faktoren für den Standort Deutschland: Eine Studie im Rahmen der Begleitforschung zum Technologieprogramm AUTONOMIK für Industrie 4.0 (2015)
- Leitfaden zu technischen, organisatorischen, rechtlichen und sicherheitsrelevanten Aspekten bei der Realisierung neuer RFID-gestützter Prozesse in Wirtschaft und Verwaltung: BMWi-Publikation 581 (2009)
- Sensorik der Dinge: iit perspektive 11 (2012)
- Skills Needs Analysis for “Industry 4.0” based on Roadmaps for Smart Systems: In: SKOLKOVO Moscow School of Management & International Labour Organization (ed.) (2013): Using Technology Foresights for Identifying Future Skills Needs. Global Workshop Proceedings (2013)
- Skills Needs Analysis for “Industry 4.0” based on Roadmaps for Smart Systems (2013)
- Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?: Ergebnisbericht zur Umfrage "Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit" (2017)
- Zukunft der Arbeit – Eine praxisnahe Betrachtung (2018)
- Zukunft der Arbeit in Industrie 4.0: Neue Perspektiven und offene Fragen (2015)
Projekte
- Begleit- und Wirkungsforschung des BMWi-Förderprogramms ELEKTRO POWER II
- Capacity Development Needs for Industry 4.0
- Effekte der Digitalisierung auf Wertschöpfung und Arbeitsmarkt
- ELIAS - Engineering und Mainstreaming lernförderlicher industrieller Arbeitssysteme
- Foresight-Studie „Digitale Arbeitswelt“
- Nutzungskonzept und Bedarfsprogramm für das Innovations- und Technologiezentrum Industrie 4.0 in Berlin Schöneweide (ITZ Industrie 4.0)
- QuaTOQ – Qualität der Arbeit, Beschäftigung und Beschäftigungsfähigkeit im Wechselspiel von Technologie, Organisation und Qualifikation
- Studie „Robotikpotenziale in der Region Hannover“
- Wissenschaftliche Begleitforschung zum Technologieprogramm Autonomik – Wegbereiter für Industrie 4.0