ELIAS - Engineering und Mainstreaming lernförderlicher industrieller Arbeitssysteme

Zielsetzung des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts ELIAS ist es, unter Berücksichtigung des beschleunigten technologischen und demografischen Wandels neue Ansätze und Konzepte zu entwickeln, um moderne Arbeits- und Produktionssysteme bereits im Entstehungsprozess lernförderlich zu gestalten oder bestehende Systeme entsprechend zu verändern. Mit ELIAS wird ein interdisziplinäres und gestaltungsorientiertes Konzept bereitgestellt werden, das eine lernförderliche Konfiguration bereits im Entwicklungsprozess planbar macht. Dabei werden neue Formen des Lernens im Prozess der Arbeit berücksichtigt und das Potenzial neuester Informations- und Kommunikationstechnologien ausgeschöpft. Ebenso werden neue Konzepte und Werkzeuge zur Bewertung von Lerntechnologien und –methoden entwickelt. Das Institut für Innovation und Technik (iit) unterstützt das Konsortium beim Transfer des Gestaltungsauftrags Lernförderlichkeit über die ELIAS-Community hinaus aus Sicht der und mit Sicht auf die bedeutsamen Engineering-Foren VDI und VDE.

Laufzeit

Januar 2013 bis September 2015

Auftraggeber

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

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Details

Die fortschreitende Automatisierung der Arbeitswelt, beginnend im Produktions- über den Dienstleistungs- bis hin zum Wissenssektor, forciert Arbeitsformen, die flexibel, interaktiv, orts- und zeitungebunden strukturiert sind. Gleichzeitig führt der demografische Wandel zu einem Mangel an Fachkräften, so dass Menschen künftig länger am Arbeitsleben teilnehmen werden müssen. Wertschöpfungsprozesse verändern sich dadurch und Arbeitsteilungen müssen neu organisiert werden. Eine hochflexible Produktion individualisierter, digital veredelter Produkte und Dienste folgt nun im Zuge von Industrie 4.0 dem Paradigma einer dezentralen und augmentierten Organisation.

Lernförderlichkeit als Gestaltungskriterium für die Industrie 4.0
Die Lernförderlichkeit industrieller Arbeits- und Produktionssysteme während dieser gerade stattfindenden vierten industriellen Revolution ist ein Schlüsselfaktor für die künftige Innovationsfähigkeit von Unternehmen und kann Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit trotz Demografischen Wandels erhalten. Entscheidend für Leistungs- und Entwicklungsfähigkeit, Wohlbefinden und Gesundheit arbeitender Menschen sind vorrangig die Aufgabenstrukturen, also die Arbeitsinhalte und deren Verteilung und Kombination zwischen Arbeitsplätzen bzw. Menschen. Dies berührt Fragen der Arbeitsorganisation. Günstig gestaltete Aufgabenstrukturen zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass planende, organisierende, durchführende und kontrollierende Tätigkeiten an einem Arbeitsplatz integriert sind, und dass ein angemessenes Verhältnis zwischen anspruchsarmen Routineaufgaben und anspruchsvolleren, z. B. problemlösenden Aufgaben besteht (vollständige Tätigkeiten). Diese Aspekte der Arbeitsorganisation sind nicht völlig unabhängig von technischen Konzepten und Fragestellungen zu betrachten.

Wie verändert sich die Funktionsteilung zwischen Mensch und Maschine? Wie müssen industrielle Arbeitsplätze aussehen, damit Menschen dort über lange Zeit arbeiten können? Welche neuen Herausforderungen stellen sich, wenn aus der „Mensch-Maschine-Interaktion“ eine „Mensch-Maschine-Kooperation“ wird? Welche Interaktionsformen gibt es? Wie stehen diese Interaktionsformen in Beziehungen zu Erwartungen und Vorstellungen der Nutzer;innen? Wie können die Nutzer und Nutzerinnen die Interaktionsformen ihren Vorlieben oder auch den Anforderungen unterschiedlicher Aufgaben anpassen? Klassische Weiterbildungsmaßnahmen können mit Hilfe innovativer Mensch-Maschine-Interaktionen durch neue Formen des Lernens ergänzt werden, die es Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ermöglicht, sich für kurzfristigere, weniger planbare Tätigkeiten im Prozess der Arbeit schneller zu qualifizieren. Lernförderlichkeit wird damit ein explizites Gestaltungskriterium für die Industrie 4.0.

Transfer des Gestaltungsauftrags Lernförderlichkeit
Die neuen technischen Systeme, die derzeit im Kontext von Industrie 4.0 entstehen, und die damit einhergehenden fundamentalen Änderungen im Produktions-, Fertigungs- und Logistikbereich bieten die herausragende Möglichkeit, arbeitsorientiertes Lernen wieder verstärkt in den Mittelpunkt bei der Planung neuer Automatisierungsanlagen zu rücken. Das ELIAS Projekt wird in diesem Kontext standardisierte Methoden und Tools für die Schaffung lernförderlicher Arbeitsplätze entwickeln. Diese Methoden sollen es nicht nur innovativen Großkonzernen, sondern auch kleinen und mittleren Betrieben ermöglichen, neue Formen der arbeitsplatzintegrierten Kompetenzentwicklung und des Kompetenzerhalts zu schaffen. Damit dies breitflächig gelingt, müssen die Perspektiven und Anforderungen spezifischer Fachgesellschaften in das ELIAS Projekt einfließen und die Projektergebnisse aktiv in die entsprechenden Verbände getragen werden.

Das iit unterstützt das ELIAS Konsortium bei dieser Herausforderung durch die Einbindung der zwei für Deutschland bedeutsamsten Engineering-Foren VDI und VDE. Dabei sollen die einerseits vorhandenen Richtlinien und Regelwerke hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Generierung von lernförderlichen Arbeitsplätzen analysiert und anderseits die Ergebnisse und Entwicklungen des Projektes in diesen Foren verbreitet werden. Das iit erarbeitet dabei in enger Zusammenarbeit mit den Verbänden VDI und VDE die Anforderungen, die zur Schaffung neuer Richtlinien oder Positionspapiere notwendig sind, welche das Lernen im Prozess der Arbeit in den Fokus rücken.